Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 10. Dezember 2012, 22:03
Hallo,
interessanter Bogen von Monopoly zu Catan. Auch da siehst Du sicher etwas Wahres.
Wenn man versucht, den Erfolg von Monopoly nachzuvollziehen, obwohl es fürwahr nur ein mäßiges Spiel ist, dann liegt der Kern wohl in seiner Frühzeit. Schon als ich ein Kind war, gab es Monopoly. Was gab es sonst? Na Mädn, Fang den Hut, Halma, Spitz pass auf, Leiterspiel, solche Sachen eben. Da war Monopoly ein Leuchtturm in der Wüste, ein großes Brettspiel mit Alleinstellungsmerkmal. Wer kannte nicht Monopoly, was gab man den Kindern weiter? Monopoly natürlich.
Dann kam, wenn ich die Reihenfolge richtig erinnere, lange nichts, bis Risiko auf den Plan trat, auch nicht so das non plus ultra, aber immerhin.
Für Erwachsene begann das Ganze eigentlich erst mit den 3M-Spielen, die sich bewusst an diesen Personenkreis richteten. Das kam auch in der Vermarktung zum Ausdruck. Welcher Erwachsene wäre schon auf die Idee gekommen, im Spielwarenladen für sich ein Spiel zu kaufen, abgesehen vielleicht von Schach und Go. Also verkaufte man die 3M-Spiele da, wo Erwachsene einkauften, in Buchhandlungen. Das war dann auch die Krux, die Spiele konnten sich auf Dauer nicht durchsetzen, der Käuferkreis war wohl zu klein, der Anspruch zu elitär.
Und dann erschien Catan, für sein damaliges Umfeld ein Stern am Spielehimmel, sogar familientauglich, Erwachsene und Kinder hatten und haben ihren Spaß daran. Und es ist nicht statisch, es ist entwicklungsfähig und das geschieht ja auch immer wieder. Mit Monopoly kann man es nicht vergleichen, trotz der Varianten, die davon im Laufe der Zeit erschienen sind.
Catan hat eine Tür geöffnet, angesichts des Erfolges trauten sich andere Verlage, auch etwas Neues zu entwickeln, den anspruchsvolleren Spieler anzusprechen. Nur ist ein solcher Welterfolg, wie ihn Catan bislang erreicht hat, nicht so einfach wiederholbar. Anders als Monopoly ist Catan aber ein Spiel/-system, das auch Erwachsene mitnehmen kann. Dank des Erfolges von Catan haben wir heute eine Spielevielfalt, die auch unsere vergleichsweise doch kleine Nische der Viel-/Oft-/Gernspieler bedient.
Wie sehr wir Nische sind, sieht man z.B. an Ruhrschifffahrt, ein Spiel, gemacht für einen sehr kleinen Kreis von Viel-/Oft-/Gernspielern, das es aus meiner Sicht wirklich nicht verdient, als ausverkaufte Miniauflage von 500 Stück zu enden. Wenigstens hat es seinen angepeilten Erfolg, 500 Exemplare zu verkaufen, ohne Crowdfunding geschafft.
Mit der Erwähnung von Ruhrschifffahrt greife ich aus den vielen anderen, aktuellen und interessanten Spielen nur ein Beispiel heraus, ohne damit andere Spiele herabsetzen zu wollen, wollte nur die Nischensituation betonen. Als Bewohner dieser Nische mögen wir uns fühlen, wie wir wollen, die Bedeutung und spielerische Qualität von Catan schmälert das nicht, auch wenn es in unserer Nische manches "bessere" Spiel geben mag.
Der neuen (vierten großen) Erweiterung zu Catan fiebere ich nicht geradezu entgegen, freue mich aber darauf, weil ich angesichts der bisherigen Entwicklung des Systems an eine spielerisch interessante neue Erfahrung mit dem System glaube.
Wirklich bedeutende Erweiterungen für ein Spiel sind wohl nicht so häufig. Städte &Ritter ist so eine für Catan, die großen Erweiterungen zu Die Säulen der Erde und zu Cuba sind es auch.
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen