Hallo liebe Spielfreunde,
ich misch mich kurz und einmalig ein, weil ich einer von den beiden Übeltätern bin, die dieses "Spiel" erfunden haben. Erstmal freue ich mich über alle Meinungen, egal ob positiv oder negativ. Ich finde Alex Kritik interessant und seine Video-Rezension habe ich mit großen Augen verfolgt. Ich denke, eine so emotionale Rezension habe ich lange nicht mehr gesehen. Es tut mir nur weh wenn alle Karten so schnell durch den Fleischwolf gedreht und "vernichtet" werden. Wir haben uns viele Gedanken gemacht; um jede Karte.
Vielleicht kann ich mit meinem Beitrag ein bisschen Licht in die Diskussion bringen und unsere Arbeit etwas transparenter machen.
"Cards" ist von Anfang an ein fast unmögliches Projekt gewesen. Ein Spiel mit unendlicher Spieldauer und dem Versprechen, in deinen Alltag einzugreifen und diesen zu verändern. Diesen Aufgaben haben wir uns spielerisch genähert und das Spiel nach bestem Gewissen erfunden.
Ich möchte das Spiel nicht verteidigen. Jeder darf sich gerne selbst ein Bild davon machen. Trotzdem möchte ich ein paar Dinge zum Hintergrund sagen: Das Spiel ist ein Angebot anders und frisch zu denken. Neues zu erleben und zu entdecken. Das kann gut oder schlecht sein (Ist eine schlechte Erfahrung sofort schlecht?). Es soll dich mit ungewöhnlichen Situationen und Menschen konfrontieren. Es soll deine Gedanken auf neue Bahnen bringen und dir ab und an einen kalten Lappen ins Gesicht schmeißen: Alltagsbrille ab - Mal anders denken! Falls das nur bei einer Karte gelingt, ist das für uns schon Grund genug, um diesem Spiel eine Existenz zu geben.
Wir haben den Gedanken "Partie deines Lebens" sehr ernst genommen und für uns wichtige Themen wie "fremdgehen" (bzw. dein Verhältnis zu deinem Partner) oder "Tod" mit rein genommen, weil sie es (unter allen Anderen) wert sind mal ausgiebig gedacht zu werden. Finden zumindest wir. Provozierend ist dabei nichts gemeint.
"Cards ist was du daraus machst" heißt es in der Anleitung. Alex hat daraus ein kurzes, dramatisches Video gemacht. Okay. Spannend. Das war sein Spiel. Andere Spieler senden uns Fotos aus dem Urlaub oder Videos von schönen und skurrilen Momenten zu, die "Cards" geschaffen hat. Auch interessante Varianten. "Cards" braucht die Lust und Energie des Spielers sich wirklich auf das Abenteuer um die eigene Person einzulassen. Nicht alles in diesem Spiel ergibt Sinn, obwohl jede Karte sehr wohl durchdacht ist. Das Spiel ist nicht immer linear. Das war uns wichtig.
Muss alles immer gerade aus gehen? Muss man immer alles wissen? Darf es keine Geheimnisse mehr geben? Darf man nicht darüber nachdenken einen Pilotenschein zu machen? Oder gar über den Tod? Seinen eigenen oder den von Anderen? Oder ob es absurd wäre sich für einen Kartenstapel in die Hosen zu machen? Kann man nicht mal nackt in der Wohnung stehen und eine Liste lesen? Darf man wirklich nicht auf einem Friedhof lachen? Wirklich nicht? Wir finden solche Gedanken wertvoll, in einer Welt in der nichts mehr um die Ecke geht und denkt.
Zu: Wie kann ein Verlag so was nur herausbringen? Ich finde es toll, das Huch&Friends sich getraut hat. Ungefähr ein Jahr haben wir über jede einzelne Karte diskutiert und für Inhalte gekämpft. Auf beiden Seiten.
Zu guter letzt: Es ist und bleibt ein Stapel Karten. Alles andere liegt beim Spieler. Das noch als kleiner Denkanstoß.
Viel Spaß noch beim schauen, spielen und diskutieren.
Beste Grüße,
Mathias.
PS: Ich liebe das trampen und ich habe tolle Menschen dabei getroffen. Kann ich dringend empfehlen, auch ohne Kartenspiel.