Beitragvon Kalle Schmiel » 13. August 2010, 00:01
Ich kann dazu keine Namen nennen, weil ich dazu auch keine verbindlichen Informationen habe. Aber ich möchte zu diesem Thema einen Beitrag leisten, um die Relationen etwas klar zu rücken. Denn mir scheinen da doch einige Vorstellungen im Raum zu stehen, die an den Realitäten weit vorbei gehen.
Ich mache mal ein Rechenbeispiel auf. Die Daten hierbei beziehen sich auf gerundete Durchschnittswerte, wobei mir klar ist, dass dies im Einzelfall nach oben oder unten abweichen kann.
Also nehmen wir an, ein Autor will von seinen Spielen leben und erhofft sich ein monatliches Brutto-Einkommen von 3000 Euro. Das entspricht in etwa dem Brutto-Einkommen einer Erzieherin, ledig, mit Berufserfahrung im mittleren Alter (sagen wir um die 40 Jahre). Der bleiben dann ca. 1750 Euro Netto. Ich wähle diesen Vergleich, weil ich selbst im Sozialbereich tätig bin und dazu konrete Angaben machen kann.
Nehmen wir weiter an, der Autor kann Spiele mit einem Ladenpreis von 30 Euro regelmäßig bei einem Verlag unterbringen und erhält dafür 5% vom Fabrikabgabepreis (15 Euro beträgt dieser im Schnitt bei einem Ladenpreis von 30 Euro). Das wären dann 0,75 Euro pro verkauften Spiel.
Um nun auf ein Brutto-Einkommen von 3000 Euro zu kommen, müssen von einem einzigen Spiel des Autors im Monat 4000 Exemplare verkauft werden.
Will der Autor 1 Jahr davon leben, müssen in einem Jahr von seinem Spiel 48000 Spiele verkauft werden oder er hat 12 Spiele bei Verlagen laufen, die sich übers Jahr jeweils 4000 mal verkaufen. Um die Wahrscheinlichkeit solcher Verkaufserfolge einschätzen zu können, empfehle ich die Aussagen von Stefan Brück zu den Verkaufszahlen von alea. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Spiele oft bei ihrer Startauflage von 3000-5000 Stück hängen bleiben.
So, jetzt kommt sicher der Killereinwand: Spiel des Jahres. Nehmen wir an, der Autor hat mit seinem Spiel diese Auszeichnung erhalten und verkauft davon 300000 Stück im ersten Jahr und weitere 100000 in den beiden Folgejahren. Danach sinkt es rapide (das ist bei den meisten dieser Spiele auch so). Sein Monatseinkommen von 3000 Euro wäre dann ca. 8 Jahre gesichert.
Also liebe Spielautoren, ist doch kein Problem, alle 8 Jahre den Hauptpreis "Spiel des Jahres" einheimsen oder 12 Spiele im Jahr jeweils 4000 mal verkaufen oder 1 Spiel jedes Jahr 48000 mal und ihr könnt leben wie Gott in Frankreich (bzw. wie eine Erzieherin mittleren Alters).
Abschließend noch eine Bemerkung zu den 20-30 Spieleautoren, die von ihren Spielen "leben" sollen in Deutschland. Diese Zahl bezieht sich wohl auf einen Artikel in der SZ, den ich selbst nicht gelesen habe. Ich glaube, dass einige davon ihr Brot nicht allein durch Autorenhonorare verdienen, sondern durch weitere Aktivitäten im Spielebereich. Ich kann auch die Aussage von Christian verstehen, dass er es für unwahrscheinlich hält, dass ein Autor (im Artikel ist wohl die Rede von Klaus) von seinen Spielen leben kann. Das ist die Realität, er hätte auch mich nennen können.
Kalle