Revolution!Foto: Pegasus Spiele, 2014

Revolution!

Die Spieler bieten in Revolution! Runde um Runde auf Personen, um durch deren Unterstützung voranzukommen und als Sieger aus der Revolution hervorzugehen.

Bewertung

Durchschnitt: 3.7 von 5 (3 Bewertungen)
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Auf einen Blick

Spieler:
3 - 4 Personen, besonders gut mit 4 Spielern
Alter:
ab 10 Jahren
Dauer:
50 - 70 Minuten
Erweiterungen:
Sprache:
Anleitung und Spielmaterial in Deutsch

Spieltyp

Genre:
Brettspiel, Bluffspiel, Jeder gegen jeden
Thema:
Fantasiewelten, Gesellschaft, Politik, Konflikte und Kriege

Spielgefühl

Einstieg:
schneller Start
ewige Erläuterungen
Komplexität:
super simpel
kolossal knifflig
Interaktion:
jeder für sich
alle zusammen
Zufall:
glattes Glück
pure Planung

Ludografische Angaben

Erscheinungsjahr:
2010

Video-Anleitung

Kurzanleitung

Diese Kurzanleitung zu 'Revolution!' stammt von unserem Partner Ludoversum. Wir konzentrieren uns im Text auf wichtige Mechanismen des Spiels und ignorieren absichtlich Details und Sonderregeln.

Unruhen, Krawalle und Intrigen beherrschen die Tagesordnung, eine Revolution steht unmittelbar bevor. Die Spieler versuchen durch Zwang, Erpressung und den Einsatz von Gold einflussreiche Personen für ihre Zwecke zu gewinnen, um am Ende von Revolution! an der Spitze zu stehen. Aber wehe dem, der seine begrenzten Mittel nicht klug einsetzt.

Der Spielplan von Revolution! ist unterteilt in sieben verschiedene Bereiche (wie z. B. Hafen, Festung, Kathedrale, Markt usw.), von denen jeder aus vier bis acht Feldern besteht. Auf diesen Feldern können im Laufe der Partie die eigenen Gefolgsleute eingesetzt werden. Jeder Mitspieler wählt eine Farbe und nimmt sich in dieser einen Sichtschirm, einen Unterstützungszähler und alle Gefolgsleute. Zusätzlich bekommt jeder eine Biettafel, und folgende fünf Bietmarken: 1 x Zwang, 1 x Erpressung und 3 x Gold. Den Sichtschirm stellt jeder vor sich auf, die Biettafel wird dahinter abgelegt. Die Gefolgsleute und Bietmarken kommen neben den Sichtschirm. Das restliche Material kommt als Vorrat neben den Spielplan.

Mit den einzelnen Bietmarken können im Spielverlauf wichtige Personen beeinflusst werden. Nur das höchste Gebot ist dabei jeweils erfolgreich. Am stärksten sind die Bietmarken Zwang, gefolgt von Erpressung und Gold. Somit ist eine Zwang-Bietmarke immer stärker als jede Anzahl von Gold und Erpressung, eine Erpressung schlägt alles Gold und Gold-Bietmarken sind nur dort erfolgreich, wo keine Zwang- und Erpressungs-Bietmarken eingesetzt wurden. Treten bei einem Gebot Bietmarken vom gleichen Typ auf, so ist immer deren Anzahl ausschlaggebend. Beispielsweise sind drei Gold stärker als zwei, eine Zwang-Marke + ein Gold ist stärker als eine Zwang-Bietmarke allein usw.

Eine Partie Revolution! spielt sich in mehreren Runden, wobei jede von diesen aus den folgenden vier Phasen besteht:

1) Spionieren: Zu Beginn jeder Runde müssen den Mitspielern alle Bietmarken gezeigt werden, über die man aktuell verfügt.

2) Bieten: Jeder platziert seine Biettafel so hinter seinem Schirm, dass kein Mitspieler etwas sehen kann. Die Biettafel zeigt zwölf wichtige Personen (z. B. General, Söldner, Drucker, Spion, Apothekerin usw.). Durch das geheime Legen von Einflussmarkern auf diese Persönlichkeiten wird versucht, deren Einfluss zu nutzen. Beim Einsetzen in einer Runde müssen immer alle Bietmarken auf die Tafel gelegt werden. Außerdem sind pro Bietphase nur Gebote bei insgesamt sechs verschiedenen Personen zulässig. Dagegen ist es aber erlaubt, auf eine Person beliebig viele und auch unterschiedliche Bietmarken zu legen. Nachdem jeder mit der Platzierung seiner Einflussmarken fertig ist, werden die Sichtschirme entfernt. Sehr wichtig ist beim Bieten allerdings noch folgendes: Nicht jede Bietmarke kann bei jeder Person eingesetzt werden. Die Biettafel zeigt bei den Personen jeweils farblich an, gegen welche Überzeugungsmittel eine Persönlichkeit jeweils immun ist.

3) Auswerten: Nun erfolgt das Auswerten aller zwölf Personen einzeln und nacheinander. Jede Reihe wird dabei von links nach rechts, von oben nach unten abgearbeitet. Wer auf einer Persönlichkeit das höchste Gebot abgelegt hat, gewinnt für die aktuelle Runde deren Einfluss. Bei Gleichstand erhält niemand die Vorzüge der entsprechenden Person. Die jeweiligen Gegenleistungen, die die Spieler erhalten, sind auf den Biettafeln aufgeführt. Meist sind dies Unterstützungspunkte, neue Bietmarken und auch die Möglichkeit, eigene Gefolgsleute auf den verschiedenen Bereichen des Spielplans unterzubringen. Nach Auswerten einer Person kommen alle darauf liegenden Bietmarken in den Vorrat zurück, auch dann, wenn das Gebot nicht für eine erfolgreiche Beeinflussung ausgereicht hat.

4) Spenden sammeln: Wurden alle Personen abgehandelt, überprüft jeder Spieler, wie viele Bietmarken er erhalten hat. Falls jemand über weniger als fünf Marken verfügt, darf er sich so viel Gold aus dem Vorrat nehmen, bis er insgesamt wieder genau fünf Bietmarken vor sich liegen hat. Danach beginnt die nächste Runde.

Sobald am Ende einer Phase „Auswerten“ alle Felder in allen Bereichen auf dem Plan belegt sind, endet das Spiel sofort. Für jede Zwang-, Erpressung- und Goldmarke, die in der letzten Runde noch eingeheimst wurde, gibt es jetzt noch Unterstützungspunkte. Außerdem bekommt jeder für eine Mehrheit an Gefolgsleuten in einem separaten Spielplanbereich so viele Zusatzpunkte, wie dort angegeben ist. Manche Bereiche bringen dabei mehr als andere ein. Wer nun auf der Punkteleiste ganz vorne steht, geht als Sieger aus der Revolution hervor und gewinnt das Spiel.

Video-Rezension

Text-Rezension

Diese Rezension zu 'Revolution!' kommt von unserem Partner Ludoversum. Bald zeigen wir auch wieder an, welcher Autor sie verfasst hat.

Revolution! ist ursprünglich als englisches Spiel bei Steve Jackson Games erschienen. Pegasus liefert nun die deutsche Variante dazu, die von den Regeln her absolut identisch funktioniert. Lediglich das Artwork wurde im Vergleich zur englischen Version umfangreich verändert, und das mit Erfolg. Bei der Pegasus-Version wurde nämlich die Grafik mit deutlich mehr Liebe zum Detail gestaltet, so dass nicht nur der Spielplan ein wahrer Augenschmaus geworden ist. Wem das Optische nicht so wichtig ist, der wird vielleicht die englische Variante einen kleinen Tick übersichtlicher finden.


Mitunter am kniffligsten ist während einer Partie die Entscheidung, auf welche Personen in jeder Runde geboten wird. Erschwerend kommt hier die Immunität bestimmter Persönlichkeiten hinzu. Vom Spielprinzip her wurde dies schon beinahe so simpel wie genial gelöst. Eine Person, die seinem Erpresser zum Bespiel Zwang-Bietmarken als „Belohnung“ einbringen würde, kann im Gegenzug nicht mit Zwang-Marken beeinflusst werden. Aufgrund dieses ausgeklügelten Mechanismus wird meistens verhindert, dass ein Spieler gegenüber anderen zu stark werden kann und vor allem auch der Bietverlauf spannend bleibt. Die gewählten Personenmischungen hinsichtlich deren verschiedener Einflussbereiche bzw. -arten und eventueller Immunität sind ebenfalls hervorragend gelungen. Keinem Spieler wird es leicht fallen, sich Runde für Runde für Personen zu entscheiden, denn taktischer Spielraum besteht hier genug. Aber nicht nur taktisches Vorgehen, sondern oftmals auch ein bisschen Glück und vor allem die Gabe, seine Mitspieler gut einschätzen zu können, ist beim verdeckten Bieten ein unschätzbarer Vorteil. Frustpotential ist natürlich an dieser Stelle vorhanden, denn falls ein Spieler mehrmals knapp mit seinem Gebot an einem Gegenspieler scheitert, sind zum einen der Einfluss auf die jeweilige Person und zum anderen auch die Bietmarken, ohne dass diese irgendwas eingebracht hätten, futsch.

Apropos Persönlichkeiten, vor allem der Spion und die Apothekerin stellen bei geschicktem Einsatz eine äußerst starke Waffe dar, und das vor allem gegen Spielende. Mit dem Spion darf nämlich ein Gefolgsmann eines Gegners aus einem Bereich entfernt und durch eine eigene Figur ersetzt werden, so dass auf die Schnelle der eigene Einfluss in einem Gebiet vermehrt und der des Gegners vermindert werden kann. Mit der Apothekerin dagegen ist das Austauschen von zwei Gefolgsleuten möglich. Dabei darf eine eigene Figur beteiligt sein, muss dies aber nicht. Mit dieser Dame können somit die Kräfteverhältnisse in zwei Bereichen im Optimalfall komplett verschoben werden. Diese beiden Persönchen haben allerdings auch einen Nachteil. Kann zum Beispiel in der letzten Runde ein Spieler durch einen starken Vorrat an Bietmarken beide Personen für sich gewinnen, dann ist es diesem möglich, im besten Fall vielleicht sogar noch zwei Bereiche für sich einzunehmen und dem Spiel somit noch eine entscheidende Wendung zu geben. Tritt dies ein, können die Mitspieler nur tatenlos zusehen. Erfahrene Revolutionäre werden dies jedoch sicherlich zu verhindern wissen.

Noch ein kleiner Tipp am Rande. Häufig wird der ersten Phase einer Runde zu wenig Beachtung geschenkt. Dies kann sich als Fehler erweisen. Denn schafft es ein Spieler, sich die Bietmarken, die den Gegnern jeweils zur Verfügung stehen, einigermaßen einzuprägen, so kann er schon alleine aufgrund dieser Information häufig Felder ermitteln, auf die ein Gegner nicht setzen kann. Hat ein Mitspieler zum Beispiel nur Erpressungsmarken und ein bisschen Gold, so kann er bei allen Personen, die immun gegen Erpressung sind höchstens Gold einsetzen. Mit diesem Wissen kann häufig taktischer geboten werden.

Für Revolution! gibt es außerdem noch ein paar optionale Regeln. Es kann beispielsweise ein Bereichsbonus eingeführt werden. Hat ein Spieler dann ein Gebiet vollständig mit eigenen Gefolgsleuten besetzt, kann hier mit Spion und Apotheker nicht mehr eingegriffen werden, da der Bereich als gesichert gilt. Außerdem erhält der Betreffende am Spielende Bonuspunkte für solch einen Bezirk. Die ebenfalls optionale Regel der Gebotserstattung ist vor allem für Spieler interessant, die über zu viel Frustration klagen. Bei dieser Variante erhält nämlich jeder seine Bietmarken zurück in den eigenen Vorrat, wenn er bei einer Person nicht der Höchstbietende war. Dies bringt zwar dennoch keinen weiteren Einfluss für die aktuelle Runde, aber für die nächste ist man durch mehr Bietmarken besser aufgestellt. Eins sei aber dazu noch angemerkt. Diese Modifikation nimmt dem Spiel sicherlich etwas von seiner Härte, aber gleichzeitig geht auch die Würze und somit das spannendste Element an Revolution! verloren, weil es dann nicht mehr so entscheidend ist, wie gut die Mitspieler eingeschätzt wurden und wie taktisch klug das Einsetzen der Bietmarken abgelaufen ist.

Hut ab vor dieser Leistung, denn bei diesem Spiel wurde mit simpelsten Regeln eine enorme Tiefe mit einem absolut spannenden Bietmechanismus erreicht. Revolution! ist nervenaufreibend, fesselnd und das von der ersten bis zur letzten Spielminute. Wenn das Wegnehmen der Sichtschirme in jeder Runde ansteht, steigt die Spannung, und die ganze Runde fiebert mit, denn immer dann zeigt sich, wie gut jemand taktiert hat, wie gut die Gegner eingeschätzt wurden und ob und wie viel die aktuelle Runde einen selbst weiterbringt.

Wer sich von einem Spiel allerdings nur dann begeistern lässt, wenn er es von Beginn an durchplanen kann, der wird wahrscheinlich mit Revolution! nicht soviel Freude haben, denn hier ist Bluff, Überraschung und Unvorhergesehenes vorprogrammiert. Vieles geht Schlag auf Schlag. Ein negativer Aspekt muss in diesem Zusammenhang noch angeführt werden. Hat jemand eine Runde so vergeigt, dass ihm für die nächste Bietphase nur noch Goldmarken zur Verfügung stehen, dann wird es schwer, auf die Schnelle wieder ins Spiel zurück zu kommen, da Gold ja das schwächste Einflussmittel darstellt. In so einem Fall gibt es meistens nur ein Patentrezept, nämlich sein Gold auf möglichst viele verschiedene Personen zu verteilen, um so mit ein bisschen Glück in der nächsten Runde wieder einigermaßen bei der Musik dabei sein zu können.

Fazit

Viva la Revolution! – Es lebe die Revolution. Das darf bei diesem Spiel wörtlich genommen werden, denn seit Junta-Zeiten hat eine Revolution nicht mehr soviel Spaß gemacht wie hier. Revolution! ist zwar vielleicht nicht ganz politisch korrekt und strotzt nicht gerade vor Berechenbarkeit, aber dafür bringt es Spieltiefe und auch der Wiederspielreiz kann sich sehen lassen.

Revolution! Bild 1 (zum Vergrößern aufs Bild klicken)
Foto: Pegasus Spiele, 2014
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